07.07.2016 Auf den Spuren der Honigmacher

Rudolf Deinhart und Peter Schön erklärten den Imkern die Entstehung des Waldhonigs

Rudolf Deinhart und Peter Schon (r.)Der Sommer steht für die Bienenhalter ganz im Zeichen des Waldhonigs. An bestimmten Standorten ist diese Sorte sogar die wichtigste Tracht im Jahr. Doch was ist eigentlich Waldhonig? Und wie entsteht er?

Auf diese und viele weitere Fragen gaben kürzlich Bienenfachwart Rudolf Deinhart und Förster Peter Schön bei einer speziellen Schulung die passenden Antworten. Die Imker konnten sich mit ihnen am Lehrbienenstand des Bienenzuchtvereins Cham-Willmering auf die Spuren der Honigmacher begeben. Im Mittelpunkt ihres Vortrags standen dabei die Blattläuse, denn sie bilden den Honigtau, der die entscheidende Grundlage für den Waldhonig darstellt. Wie die Experten erklärten, können Blattläuse je nach Witterungsverlauf urplötzlich epidemieartig auftreten. Ebenso schnell verschwinden sie aber nach ein paar Wochen wieder. Besonders abrupte Wetterumschläge mit Regen und tiefen Temperaturen lassen eine Invasion abrupt enden. Der Honigtau der kleinen Insekten ist nichts anderes als modifizierter Pflanzensaft. Die von ihnen mit einem Stechrüssel aus Fichten oder Tannen gewonnene Flüssigkeit ist reich an Zucker, aber sehr arm an Eiweißstoffen. Daher müssen die kleinen Schmarotzer große Mengen an Saft aufnehmen, um ihren Eiweißbedarf zu decken. Der Überschuss wird am Hinterleib wieder ausgeschieden. Da die Leitungsgefäße der Pflanzen unter Druck stehen, wird der Honigtau regelrecht aus den Läusen herausgepresst. Diese süßen „Ausscheidungen“ werden von Bienen aufgenommen und im Bienenstock in die Waben als Vorrat eingelagert.

Der Imker erntet diesen Honig, füllt ihn in Gläser ab und bringt ihn als feinen Waldhonig an den Kunden. Dieser unterscheidet sich von den meisten Blütenhonigen durch eine dunkle Farbe und ein kräftiges, würzig Aroma. Wissenschaftliche Untersuchungen haben gezeigt, dass der Pflanzensaft in den Blattläusen während der Darmpassage durch hinzugesetzte Enzyme noch chemisch verändert wird. So kann es je nach Herkunft des Honigtaus auch zur Entstehung des bei Imkern besonders gefürchteten Melizitose-Honigs kommen. Da dieser bereits in der Wabe aushärtet, kann er quasi nicht mehr aus ihr herausgeschleudert werden. Unter den Bienenzüchtern wird dieser Typ daher auch abschätzig als „Zementhonig“ bezeichnet. Von den vielen bekannten Erzeugern von Honigtau haben die Rindenläuse (Lachniden) für die Honiggewinnung die größte Bedeutung. Dazu zählen beispielsweise die Rotbraun Bepuderte Fichtenrindenlaus oder die die Große Schwarze Fichtenrindenlaus. Als die beste Honigtauspenderin der Tanne gilt die Grüne Tannenhoniglaus.

Der Ertrag an Waldhonig hängt stark von den Wetterbedingungen im Vorjahres-Herbst ab. Wenn während der Paarungszeit der Blattläuse im September gutes Wetter herrscht, dann gibt es im Folgejahr auch wieder viele Läuse, die das Herz eines jeden Imkers höher schlagen lassen.