Der Schrecken aller Honigbienen Die Imker sagen der Varroa-Milbe den Kampf an
Sie ist etwa zwei Millimeter groß, hat eine rotbrauen Farbe und ist der Alptraum jeder Honigbiene: Die Rede ist von der Varroa-Milbe. Sie ist der Hauptgrund für das große Bienensterben im Spätsommer, Herbst der Winter. „Jetzt ist höchste Zeit zu handeln“, meint Rudolf Deinhart vom Bienenzuchtverein Cham-Willmering. Er schult am Lehrbienenstand die angehenden Imker im richtigen Umgang mit den Bienen und bringt ihnen in diesem Zusammenhang auch die Bekämpfung des gefährlichen Parasiten bei. Ursprünglich war die Varroa-Milbe in Asien beheimatet. Über importierte Bienenvölker wurde die Plage aber in den 70er Jahren in Europa eingeschleppt. Seitdem verbreitete sich die Milbe unaufhaltsam über den gesamten Kontinent. „Im Landkreis Cham besteht ein flächendeckender Befall der Bienenvölker. Das steht außer Frage. Daher bedarf es grundsätzlich auch einer wirksamen Behandlung aller Bienenvölker“, erklärt Deinhart. Ein Varroa-Befall der Honigbienen bedeutet ohne menschliche Hilfe faktisch den Tod des gesamten Staates. Der kleine Schmarotzer vermehrt sich in der Bienenbrut und verursacht sowohl an erwachsenen Bienen als auch an der heranwachsenden Bienenmade große Schäden. Aus einer Milbe im Frühjahr können bis zum Winter 200 werden. Ständig ist die Milbe im Stock auf der Suche nach Opfern, an denen sie sich festbeißen und das Bienenblut aussaugen kann. Über die zugefügten Bisswunden können dann krankheitserregende Viren und Bakterien in die Insekten eindringen. Werden Maden befallen, besitzen die sich daraus entwickelnden Bienen meist verstümmelte Flügel, da sich in der Folge noch einen Virus eingefangen haben. Oft sind die jungen Bienen auch schon so geschwächt, dass sie bereits beim Schlüpfen absterben. Der Imker darf dem achtbeinigen Bösewicht aus der Gruppe der Spinnentiere aber erst nach der Honigernte den Kampf ansagen. Andernfalls könnten Rückstände von den eingesetzten Chemikalien im Honig zurückbleiben und in die Nahrungskette gelangen. Der Juli und August sind daher die besten Monate für ein gezieltes Eingreifen. „Die Auflagen in Deutschland sind sehr streng. Viele eingesetzte Wirkstoffe sind auch ein natürlicher Bestandteil des Honigs, wie etwa die Ameisensäure“, beruhigt Deinhart die Verbraucher, die sich auch künftig keine Sorgen um verunreinigten Honig machen müssen. Als bewährtes Mittel empfiehlt der Experte die 60%ige Ameisensäure, da diese nicht nur die Milben auf den Bienen sondern auch in der verdeckelten Brut abtötet. Diese kann über verschiedene Verfahren in das Bienenvolk eingebracht werden. Durch den entstehenden Säure-Dunst in der Luft werden fast alle Milben abgetötet. „Jeder Imker ist durch das Veterinäramt verpflichtet zu behandeln“, mahnt Deinhart seine Kollegen. Wichtig sind neben der richtigen Schutzausrüstung auch die regelmäßige Kontrolle des Milbenabfalls mit Hilfe eines unter dem Volk angebrachten Varroaschiebers. Der Gitterboden muss vor der Behandlung auf den natürlichen Milbenfall kontrollieren werden. Fallen im August mehr als zehn Milben pro Tag ab, heißt es unverzüglich zu handeln. „Ist ein Imker bei der Umsetzung schlampig, wird er spätestens im Frühjahr das volle Ausmaß dieser Katastrophe zu spüren bekommen“, ist sich Deinhart sicher. Entsprechende Nachbehandlungen im Herbst sollten darüber hinaus einkalkuliert werden, da zwischen umliegenden Bienenvölkern immer ein Kontakt besteht. Starke Völker plündern im Herbst oft die Vorräte schwächerer Völker. Letztere sind oft von Milben befallen, und so schleppen die Bienen des räubernden Volkes nicht nur den fremden Honig, sondern auch die Parasiten in den Stock. „Dieses Problem der Reinvasion könnte verhindert werden, wenn sich die Bienenhalter absprechen und dann zeitgleich ihre Völker behandeln. Das steigert den Erfolg“, meint Deinhart. Der Varroa-Befall soll im Frühjahr möglichst gering sein. Daher müssen die Bienen während der brutfreien Zeit auch noch mit Oxalsäure beträufelt werden. Bei der Behandlung sollte auch auf eine mögliche Resistenzbildung gegen den eingesetzten Wirkstoff geachtet werden .Der Experte rät allen Imkern, die Milbe nicht zu verharmlosen, sondern sich gezielt zu informieren. „Wir können die Milbe nicht ausrotten, aber gut in Schach halten wenn wir zusammenarbeiten“, meint er. Die örtlichen Imkervereine stehen Bienenhaltern jederzeit als Ansprechpartner zur Seite und geben vor allem für die Praxis wichtige Tipps.